Typographische Gestaltung und literarischer Ausdruck
Medien sind bekanntlich nicht unschuldig. Auch die Schrift nicht. Und auch das Buch nicht. Sie sind mehr als transparente und harmlose Träger von Sinn. Interessanterweise hat das die Literaturwissenschaft lange weitgehend ignoriert. Eine Wissenschaft, die es doch dauernd mit Büchern zu tun hat. Währenddessen haben die Schrift- und Buchgestalter nach immer neuen Wegen zwischen sozio-okönomischem Umfeld und ästhetischem Anspruch gesucht. Und auch vielen Autoren war und ist es keineswegs gleich, wie ihr Text aussieht.
Das Projekt Fontes Litterarum versucht, diese drei Perspektiven einander anzunähern und entgegenzusetzen, Berührungspunkte aufzuzeigen und Reibungen spürbar zu machen. Es will Beiträge von Wissenschaftlern, Gestaltern und Autoren in einem Sammelband möglichst gleichgewichtig zusammenführen. Seinem Titel entsprechend will es dabei verschiedene Aspekte berücksichtigen:
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Fontes Litterarum, die Quellen der Buchstaben: Die Lettern haben ihre Geschichte, die Geschichte ihrer Produktion, Distribution und Rezeption. Durch diese, ihre Geschichte laden sie sich mit Bedeutungen auf.
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Fontes Litterarum, die Quellen der Schriftstücke: Schriftstücke, Typoskripte und Bücher, erheben sich erst aus der Existenz der Buchstaben und aus ihrer Anordnung auf dem Papier. Ihre Form und ihre Position sind das Substrat aller schriftlichen Erzeugnisse. Typographische Dispositive kennzeichnen Gattungen und Gattungen prädestinieren Schriften und Satzspiegel.
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Fontes Litterarum, die Quellen der Literatur: Die Form und die Position der Buchstaben ist auch das Substrat der schönen Literatur. Der Umgang der Schriftsteller mit der Schrift ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von Ignoranz bis zu passionierter Versessenheit. Die Wissenschaft von der Literatur hat die Materialität der Kommunikation meist nicht allzu ernst genommen. Bis heute ist ihr Vorgehen hier unsicher und tastend.
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Fontes Litterarum, literarische Schriftarten: Wenn also Schrift Teil hat an der ästhetischen Wirklichkeit literarischer Texte, dann können sie den ästhetischen Gebrauch der Sprache unterstützen und blockieren oder mit ihm in einen produktiven künstlerischen Widerstreit geraten.
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